Nur 8 Kilometer von der iranischen Küste entfernt liegt einer der verborgenen Schätze Persiens. Die bislang wenig bekannte Insel Hormuz befindet sich am östlichen Ende des Persischen Golfs, in der Mitte der Meerenge, der sie ihren Namen verdankt. Die sogenannte Straße von Hormus ist einer der bedeutendsten strategischen Knotenpunkte für den Seehandel aus dem Nahen Osten und sorgt für regen Schiffsverkehr. Abgesehen von ihrer strategischen Lage gibt es zwei Besonderheiten, die Hormuz von anderen Inseln unterscheidet: ihre außergewöhnliche Farb- und Völkervielfalt.
Einzigartiges Farbschauspiel
Als tropfenförmiger, schimmernder Salzberg ragt die Insel – eingebettet in Schichten aus Schiefer, Ton sowie eisenhaltigem Vulkangestein – aus dem tiefblauen Meer hervor und funkelt dabei in den schönsten Rot-, Gelb- und Orangetönen. Nahezu jeder Zentimeter der 42 Quadratkilometer großen Insel Hormuz erzählt eine Geschichte über ihre Entstehung.
Bereits vor hunderten von Millionen Jahren bildeten sich am Rande des Persischen Golfs in flachen Meeresgewässern dicke Salzschichten. Diese kollidierten allmählich mit mineralreichen vulkanischen Ablagerungen in der Region und führten zur Bildung der farbenfrohen Landmasse.
In den letzten 500 Millionen Jahren wurden die Salzschichten tief unter neueren Schichten vulkanischer Sedimente begraben. Da das Salz jedoch schwimmfähig ist, ist es im Laufe der Zeit durch Risse im darüber liegenden Gestein aufgestiegen, wodurch sich Salzstöcke gebildet haben.
In den besonderen geologischen Formationen lassen sich heute mehr als 70 unterschiedliche Mineralien finden, die zur Entstehung einer mars-ähnlichen Landschaft beigetragen haben. Ockerfarbene Flüsse, karminrote Strände und weiße Salzhöhlen sorgen für ein breites Spektrum an Farbnuancen, sodass die Insel auch als Regenbogeninsel bezeichnet wird.
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Eine surreale Landschaft
Doch nicht nur die Felsformationen funkeln in unterschiedlichen Rottönen. Auch die Küstenlinie kann mit einem besonderen Farbspektakel aufwarten. Im Norden gibt es Sandstrände, während im Süden wunderschöne Steilküsten zu finden sind. Dieses Gebiet gehört zur sogenannten roten Küste, deren Boden eine hohe Eisenkonzentration aufweist. Die Wellen des Meeres sind ebenfalls rot gefärbt, wodurch ein einzigartiger Farb-Effekt entsteht, bei dem der Strand zu bluten scheint. Der rote Strand und die roten Wellen des Meeres schaffen einen unvergleichlichen Anblick. Außerdem kann man bei einem Spaziergang entlang des Ufers auf Stellen stoßen, an denen der Sand durch unterschiedliche vorhandene Metalle besonders intensiv funkelt.
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Der einzige essbare Berg der Welt
Auf der Insel befindet sich auch der einzige essbare Berg der Welt. Dieser ist mit rubinroter Erde bedeckt, die Gelack genannt wird. Die rote Färbung wird durch das Eisenoxid Hämatit verursacht, das aus dem Vulkangestein der Insel stammt.
Es ist nicht nur ein wertvolles Mineral für industrielle Zwecke, sondern spielt auch in der lokalen Küche eine bedeutende Rolle. Die Einheimischen verwenden ihren roten Boden als Gewürz, um eine Soße namens Souragh zuzubereiten, Brot zu backen oder Marmelade einzukochen. Neben der kulinarischen Verwendung wird die rote Erde auch von lokalen Künstlern für Gemälde, Keramik oder Kosmetika verwendet.
Göttin des Salzes
Neben dem rubinroten Berg gibt es auf Hormuz noch vieles mehr zu entdecken. Im Westen der Insel befindet sich ein spektakulärer Salzberg, der als Göttin des Salzes bekannt ist. Seine bleichen Höhlen und scharfkantigen Wände sind mit schimmernden Salzkristallen bedeckt, die wie die riesigen Säulen eines Marmorpalastes aussehen. Die Einheimischen glauben, dass das Salz die heilende Kraft besitzt, negative Energie aufzusaugen und freizusetzen.
Auch das Regenbogental im Südwesten der Insel beeindruckt mit einer atemberaubenden Landschaft voller farbenreicher Böden und lebhaft gefärbten Bergen in Rot-, Violett-, Gelb-, Ocker- und Blautönen, die je nach Sonneneinstrahlung unterschiedlich schimmern und besondere Muster bilden. Im nahe gelegenen Tal der Statuen wurden die Felsen durch jahrtausendelange Winderosion in fantastische Formen verwandelt.
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Stützpfeiler des Multikulturalismus
Eine weitere Besonderheit von Hormuz ist die Vielfalt der Inselbewohner. In der einzigen Stadt der Insel kann man innerhalb weniger Kilometer sunnitische Moscheen neben schiitischen Moscheen sehen. In bestimmten Nächten kann man auch Ritualen afrikanischen Ursprungs beiwohnen, die einen Gegensatz zu den islamischen Bräuchen darstellen. Die Bevölkerungsmehrheit ist nicht persisch, sondern von arabischer, afrikanischer und indischer Abstammung.
Die Tatsache, dass sie mehrere Ursprünge hat, hat dazu geführt, dass die gesprochene Sprache, Khaleeji, als persischer Dialekt angesehen wird, auch wenn sie somalische, arabische und belutschische Wurzeln hat. Es ist also die ethnisch-religiöse Mischung, die diesem besonderen Gebiet eine einzigartige und vielfältige Bevölkerung schenkte.
Soziale Architektur auf der Insel
Entlang der Strände der Insel befinden sich kuriose bauchige Hügelbauten. Sie sind eine Kreation der ZAV Architects und gehören zum Mehrzweckprojekt Präsenz. Das Projekt besteht aus einer Vielzahl kleiner Kuppeln, die mithilfe des SuperAdobe-Verfahrens, einer ökologischen Bautechnik des bekannten iranischen Architekten Nader Khalili, errichtet wurden.
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Die meisten dieser SuperAdobe-Strukturen beherbergen gemeinschaftlich genutzte Ess-, Wasch- und Gebetsräume, die einen Treffpunkt für Touristen und die Kulturgemeinschaft der Region schaffen sollen. Das Projekt zielt darauf ab, die örtliche Gemeinschaft zu stärken und Besucher anzuziehen, die sich sowohl kulturell als auch wirtschaftlich am Leben der Bevölkerung beteiligen. Dabei soll die Architektur helfen, Vertrauen aufzubauen, um die Beteiligung der lokalen Bevölkerung und die Einbeziehung ihrer Interessen in alle Aktivitäten auf der Insel zu fördern.
Die farbenfrohen kleinen Häuser mit ihren unterschiedlichen Höhen und Größen reihen sich aneinander und bilden eine Regenbogenlandschaft am Sandstrand mit dem Meer im Hintergrund.
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Die Insel Hormuz ist mit ihren farbenfrohen Bergen, roten Stränden und bunten Backsteinhäusern voller besonderer Schätze. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Reisende die Insel als Irans verborgene Perle bezeichnen. Die abstrakten Formen und faszinierenden Farben der Landschaft werden Ihnen das Gefühl geben, auf einem ganz anderen Planeten zu sein. Darüber hinaus machen die schimmernden Gesteine sowie die außerordentlichen Aromen einen Besuch der Insel zu einem wahren Fest der Sinne.
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Unser Tipp: Buchen Sie eine Reise in den Herbstmonaten oder zur Frühlingszeit, um ein angenehmes Klima zu genießen. Denn die Temperaturen im südlichen Iran sind das ganze Jahr über hoch. Im Sommer können sie sogar bei über 40 Grad mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit liegen.
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