Von Karawanen und Kesseln: Die faszinierende Geschichte des Tees im Iran

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Iran

In den engen Gassen der Basare dringt der verführerische Duft von frisch aufgebrühtem Tee durch die Luft und umschmeichelt Deine Nase. Die Teehäuser, geschmückt mit kunstvollen Teppichen und zarten Kalligrafien, laden dich ein, in ihren gemütlichen Ecken zu verweilen und das bunte Treiben draußen zu beobachten. Aus den gusseisernen Teekannen fließt heißer, goldener Tee in kunstvoll verzierte Gläser und erfüllt den Raum mit seinem belebenden Aroma.

Hier, im Iran, wird der Tee zur Poesie des Alltags.

Tee hat im Iran eine langjährige Tradition und ist ein fester Bestandteil des iranischen Lebens.

In diesem Artikel begeben wir uns auf eine Reise in die Welt der Geschmäcker und der Gastfreundschaft, die sich durch die Herzen der Menschen im Iran zieht.

Vom alten Handelsweg zum heißen Genuss

Zusammen mit Ländern wie China, Russland, England und der Türkei ist der Iran eine der großen Teetrinkernationen der Welt. Obwohl nicht klar ist, wann genau Kaffee und Tee in den Iran kamen, glauben Historiker, dass beide Getränke während der frühen Herrschaft der Safawiden-Dynastie (15011722) in das Land eingeführt wurden.

Die frühesten Belege stammen in beiden Fällen aus dem 16. Jahrhundert, d. h. noch bevor Kaffee oder Tee in europäischen Geschichtsbüchern erwähnt wurden. Außerdem wird vermutet, dass Kaffee ein beliebteres Getränk war als Tee. Allerdings wurde Kaffee im Iran, wie auch in Europa, zunächst eher als Medizin und weniger als schmackhaftes Getränk betrachtet.

Erst um das 17. Jahrhundert herum scheint Kaffee im Iran zum Standardgetränk geworden zu sein. Während der Safawiden-Ära entstanden Lokale mit dem Namen Qahve Khaneh (Kaffeehaus). Als Schah 'Abbas I. seine Hauptstadt von Qazvin nach Isfahan verlegte, begann er mit der Neugestaltung dieser Stadt.

Zu dieser Zeit wurde der prächtige Hauptplatz, der Naqsch-e-Dschahan-Platz, errichtet. Zu den Lokalen, die den Platz säumten, gehörten auch eine Vielzahl von Kaffeehäusern, die durch eindrucksvolle Berichte von ausländischen Besuchern berühmt wurden.

Tee Iran

Quelle: Canva

Von bitter zu süß: Ein Geschmackswandel im Land

Aufgrund unterschiedlicher Faktoren, wie z. B. der großen Entfernung zu den Kaffee produzierenden Ländern, begannen die Menschen im Iran, ihre Gewohnheiten in Bezug auf das Nationalgetränk zu ändern.

Es ist jedoch schwer, einen genauen Zeitpunkt für die Umstellung im Iran von Kaffee auf Tee zu bestimmen, da es sich um eine allmähliche und langfristige Entwicklung handelte. Der Beginn dieses Wandels wird auf die Zeit zwischen 1830 und 1850 geschätzt.

Grund dafür war das zunehmende Handelsvolumen zwischen dem Iran und anderen Ländern. Zu dieser Zeit war der Transport von Tee aus China – einem der wichtigsten Teeproduzenten der Welt – dank der Seidenstraße viel einfacher.

Teehäuser, oder Chai-khaneh auf Persisch, wurden manchmal innerhalb oder in der Nähe von Karawansereien errichtet.

Caravanserai Iran

Quelle: Canva

Karawansereien: Begegnungen am Schnittpunkt von Kultur und Handel

Eine Karawanserei war eine Art Gasthaus am Straßenrand oder ein Rastplatz, an dem Kaufleute und ihre Karawanen Unterkunft, Ruhe und Handelswaren finden konnten. Diese Gebäude waren strategisch günstig entlang der Seidenstraße gelegen, um Reisenden und ihren Tieren, eine sichere Unterkunft zu bieten.

Karawansereien spielten eine bedeutende Rolle bei der Erleichterung des Handels und des kulturellen Austauschs zwischen verschiedenen Regionen und Kulturen. Sie dienten als Treffpunkt für Händler, Reisende und Einheimische. In den Gebäuden konnten sich die Menschen bei einer Tasse Tee ausruhen, sich erfrischen und Informationen austauschen.

Die Verbindung von Tee und Karawansereien spiegelt die historische und kulturelle Bedeutung beider Elemente im Iran wider.

Heute hat die Bedeutung der Karawansereien mit dem Fortschritt der Transport- und Handelswege zwar abgenommen, doch einige historische Karawansereien sind erhalten geblieben und in Kulturzentren, Museen oder auch Hotels umgewandelt worden.

Gilan: Wo der Tee seine Wurzeln hat

Obwohl die ersten Versuche nicht sehr erfolgreich waren, gelang es den Iranern schließlich im Jahr 1899, Tee im Iran anzubauen. Mohammad Mirza Kashef Al Saltaneh, ein iranischer Diplomat, der zu dieser Zeit nach Indien reiste, brachte Tausende von Tee-Setzlingen in den Iran und baute sie in der Region Gilan an.

Südlich des Kaspischen Meeres gelegen, verfügt die Provinz über das ideale Klima für den Tee-Anbau, und so entstanden dort die ersten Teeplantagen. Bald wuchs die Teeindustrie und verbreitete sich vor allem im nördlichen Teil des Irans. Heute ist Kashef Al Saltaneh als „Vater des iranischen Tees" bekannt und in Lahijan wurde sogar ein Teemuseum zu seinen Ehren errichtet.

Mittlerweile gibt es im Iran mehr als 100 Plantagen und Tausende von Hektar, die dem Tee-Anbau gewidmet sind.

Gilan

Quelle: Canva

Tee als unverzichtbarer Bestandteil der iranischen Kultur

In den meisten traditionellen iranischen Häusern schalten die Menschen jeden Morgen ihren Samowar oder Wasserkocher ein und stellen eine Teekanne darauf, die sie bis zum Ende des Tages nicht mehr abstellen.

Denn Tee wird den ganzen Tag über getrunken und oft als Geste der Gastfreundschaft an Gäste ausgegeben. Das Getränk ist ein essenzieller Bestandteil des iranischen Frühstücks, der Getränke nach dem Mittagessen, der Gespräche am Nachmittag und des abendlichen Nachrichtenschauens.

Es ist so gut wie unmöglich, zu einer iranischen Party oder einem Treffen eingeladen zu werden, ohne mehrere Gläser Tee zu trinken.

Samovar Tee

Quelle: Canva

So wird iranischer Tee getrunken

Iranischer Tee hat eine besondere Farbe sowie einen einzigartigen Geschmack und unterscheidet sich von Tees aus anderen Ländern. Im Iran wird der Tee in der Regel heiß und stark serviert. Es ist nicht üblich, dem iranischen Tee Milch beizufügen, und die Menschen neigen dazu, ihn mit Würfelzucker namens Ghand oder Kandiszucker namens Nabat zu süßen.

Seine rötlich-braune Farbe bestimmt die Qualität des Tees, und die Menschen verdünnen ihren Tee, indem sie ihm je nach Geschmack und Vorliebe abgekochtes Wasser zufügen.

Treffpunkt der Sinne: Die Teehäuser im Iran als Begegnungsstätten

Während einer Reise durch den Iran solltest Du unbedingt die Gelegenheit nutzen, ein traditionelles Teehaus zu besuchen. Diese charmanten Orte sind nicht nur gesellschaftliche Treffpunkte, sondern wahre Oasen der Entspannung und des kulturellen Austauschs.

Hier kannst Du Dich entweder in eine gemütliche Ecke zurückziehen, Dich von der Hektik des Alltags befreien und die einzigartige Atmosphäre des Teegenusses erleben. Oder Du tauchst mitten ein in das pulsierende Leben der Teehäuser, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft und Generationen 

zusammenkommen, um Kontakte zu knüpfen, Geschichten auszutauschen und leidenschaftliche Diskussionen zu führen.

Ein Besuch in einem iranischen Teehaus ist nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch eine einzigartige Möglichkeit, die gastfreundliche Seele des Iran und seine faszinierende Vielfalt kennenzulernen.

Tee Haus Iran

Quelle: Canva

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