Die reiche Geschichte und Kultur des Iran spiegelt sich auch in seiner Kunst wider, wovon Sie sich selbst überzeugen können, wenn Sie das Land besuchen und seine prächtigen und kunstvollen Bauwerke, seine symmetrisch angelegten Gärten und seine komplexe Kalligrafie sehen. Ihren größten Ausdruck findet die iranische Kultur jedoch vielleicht in der persischen Literatur, deren Tradition über 2500 Jahre zurückreicht.
Die Ursprünge der persischen Literatur
Da die Bibliothek von Persepolis leider zerstört wurde, sind nur wenige Texte aus der Zeit des alten Achämenidenreichs erhalten geblieben. Während die Wurzeln der persischen Literatur bis ins Alt- und Mittelpersische zurückreichen, stammen ihre ältesten Werke heute großteils aus dem 10. Jahrhundert, als Neupersisch die offizielle Landessprache wurde.
Die frühesten literarischen Werke waren Gedichte über Liebe und Verlust. Shahnameh, das „Buch der Könige“ ist ein im 10. Jahrhundert von Ferdowsi verfasstes Epos, das in Gedichtform die Geschichte der alten iranischen Könige erzählt. Es gilt als iranisches Nationalepos und wird auch heute noch weithin gelesen und bewundert.
Klassische persische Literatur
Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert schufen die Dichter, die heute sinnbildlich für die persische Literatur stehen, Werke im klassischen Stil. Ihre ausgeklügelten Reimschemata, Metaphern und einprägsamen Bilder machten diese Literaturgiganten jahrhundertelang in aller Welt äußerst beliebt.
Zu diesen frühen Meistern gehört Omar Khayyam, ein Dichter, Mathematiker und Astronom aus dem 12. Jahrhundert, dessen Rubaiyat mit Gedichten zu philosophischen Themen auch heute noch von vielen gelesen wird.
Statue von Omar Khayyam, Quelle: Kiana-R, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Rumi ist ein weiterer weltberühmter Name und gilt als einer der größten mystischen Dichter der persischen Literatur. Seine Gedichte aus dem 13. Jahrhundert rund um Liebe und Sinnsuche wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind auch heute noch sehr beliebt.
Hafiz, der im 14. Jahrhundert über 600 Gedichte verfasst hat, gilt als einer der größten Lyriker der persischen Sprache. Er behandelte Themen wie Spiritualität und die Huldigung an das Leben und hatte einen enormen Einfluss auf andere Dichter ebenso wie auf den Sufismus.
Auch wenn Gedichte oft als die vorherrschende Form in der persischen Literatur gelten, wurden in der klassischen Zeit auch Prosawerke verfasst, besonders Biografien und historische Werke. Ein bekanntes Beispiel ist das Qabas-nama („Buch des Kabus“) von Kai-Kawus, eine Lehrschrift zu Etikette und ethischem Verhalten.
Nicht zu vergessen sind auch die mündlich überlieferten Geschichten, vor allem jene, die in allen Zeiten die Literatur auf der ganzen Welt beeinflusst haben, wie die Geschichten von Tausendundeiner Nacht. Diese Volkserzählungen wurden aus vielen verschiedenen Regionen zusammengetragen, basieren im Kern aber vermutlich auf dem im 10. Jahrhundert verfassten persischen Buch Hazar Afsan („Tausend Erzählungen“).
Moderne persische Literatur
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts brach für das Land eine neue Ära an und die persische Literatur entwickelte sich entsprechend. Autoren wie Ali-Akbar Dehkhoda und Abolqasem Aref experimentierten mit der literarischen Form, um die Veränderungen abzubilden, die ihre Kultur durchmachte. Literatur wurde nun als Vehikel für soziale Veränderung betrachtet und beschäftigte sich mit Fragen der Modernisierung und Verwestlichung.
Einer der bekanntesten Vertreter der modernen persischen Literatur war Ahmad Shamlou, den viele für den bedeutendsten Dichter des modernen Iran halten. Seine Werke wie Ketab-e Koucheh („Buch der Gasse“) beschreiben das Stadtleben und behandeln soziale und politische Themen. Shamlou hat über 70 Bücher veröffentlicht und für sein Schaffen zahlreiche Preise sowie eine Nominierung für den Nobelpreis erhalten.
Ein weiterer Pionier der modernen persischen Literatur war Sadegh Hedayat. Sein bekanntester Roman ist Die blinde Eule. Hedayat war sowohl in westlicher Literatur als auch in iranischer Folklore äußerst belesen und schuf seinerseits surreale und philosophische Werke, die in der iranischen Literatur die Moderne einläuteten.
Quelle: Canva
Reisen durch den Iran auf den Spuren der persischen Literatur
Wer den Iran besucht, wird von seiner literarischen Kultur begeistert sein. Die Städte sind voller Büchereien und Buchhandlungen, die Menschen kennen die Worte persischer Poeten und Autoren oft auswendig und das ganze Jahr über gibt es Literaturfestivals mit Lesungen und Vorträgen einheimischer und internationaler Autorinnen und Autoren.
Lernen Sie vor Ihrer Reise den Iran und seine Geschichte bereits durch die Werke der persischen Literatur besser kennen. Die literarischen Meisterwerke der Vergangenheit und Gegenwart geben Ihnen ein tieferes Verständnis des kulturellen Reichtums des Irans, der dazu beigetragen hat, dass dieser Teil der Welt einige der bedeutendsten künstlerischen Werke aller Zeiten hervorgebracht hat. Und wenn Sie dann selbst im Iran sind, werden Sie so vieles von dem wiedererkennen, worüber Sie gelesen haben.